Rund um Karren

Alles über den Verlag: Tiefe einblicke in unsere programmatik, vertriebsmodelle, Inhalte, preisgestaltungen und zusammenarbeit

Wer wir sind

Karren Publishing hat sich in jeder Hinsicht der Literatur rund um historische Kraftfahrzeuge verschrieben. Inhaltlich geht es weniger um bestimmte Automobil- oder Motorrad-Marken, sondern vielmehr um die Faszination alter Technik. Rostige Ural-Gespanne stehen für uns auf Augenhöhe mit noblen Bugattis oder eleganten Jaguar-Limousinen. Aber auch die Menschen vor, hinter, in und auf den Fahrzeugen haben es uns angetan. Bei Karren bauen geniale Konstrukteure Meilensteine der Technik und des Designs. Verwegene Abenteurer bezwingen Wüsten und Berge in benzinbetriebenen Ungetümen zu einer Zeit, in der das Automobil gerade erst erfunden war. Forscher tuckern auf fragilen Wanderer-Motorrädern durch das wilde Afghanistan der 20er-Jahre, Meister des Zeichenstifts prägen die Automobilwerbung der Vor- und Nachkriegszeit, diplomierte Restauratorinnen und erfahrene Restauratoren zeigen bis ins letzte Detail, warum und wie man fachgerecht restauriert. Und die Urahnen der Schrauberkunst erklären, wie man vor hundert Jahren seinen Motor zu frisieren gedachte oder am Wegesrand mal eben eine gebrochene Vorderachse kurierte. Das ist Karren ...  

Wenn wir ehrfürchtig vor einem Oldtimer stehen, dann ist es nicht nur das Design, das uns begeistert. Es ist auch die noch begreifbare und sichtbare Technik. Es sind die Spuren der Zeit, die uns eine Geschichte erzählen, der Geruch von Leder und Öl, die fühlbare Wertigkeit der verarbeiteten Materialien Lack, Holz, Leder, Stahl und Glas. Wir möchten dieses visuelle und haptische Vergnügen auch unseren Büchern mitgeben. Eine ansprechende Gestaltung, hochwertige Papiere und nachhaltige Produktion stehen bei jedem einzelnen Projekt im Vordergrund. Das ist Karren …

Besonders stolz sind wir natürlich auf unsere Autorinnen und Autoren, die dem Leser weit mehr bieten als bunte Bilder und markige Sprüche. Und auch Karren selbst kennt sich bestens aus: Schrauben, Schreiben, Gestalten und Verlegen gehört bei uns zum täglichen Handwerk. Unser Programm wächst bewusst langsam und mit viel Liebe zum Detail. Zahlreiche Bücher gewannen bereits Preise und wurden für deren Gestaltung ausgezeichnet. Auch das ist Karren …

Hinter dem Verlag steht der Buchgestalter, Autor und Verleger Tom van Endert – in der Branche längst kein unbekanntes Gesicht mehr. 1999 gründete der studierte Archäologe – Jahrgang 1968 – zusammen mit seinem besten Freund seinen ersten Verlag und bildete dort über viele Jahre DruckerInnen und MediengestalterInnen aus. 2003 veröffentlichte Tom van Endert sein erstes (eigenes) Buch über sovjetische Motorräder und legte damit unbeabsichtigt den Grundstein für (s)eine Oldtimer-Edition, die er seit 2016 als „Karren Publishing“ mit mehr Raum für das Besondere weiterführt.

Ganz nebenbei: Er besaß noch nie einen Neuwagen. Sein erstes motorisiertes Fahrzeug kaufte er 1986 bereits als Oldtimer: Eine BMW R26 von 1959. Es folgten ein 2-CV, ein Robur LO3000-Bus, mehrere sovjetische Seitenventil-Motorräder mit Beiwagen, ein paar Barkas-B1000-Transporter, ein Schweizer Vorkriegs-Lkw der Marke Berna, BMWs mit Boxer- und Ziegelstein-Motoren, Mercedes-Benz /8 und -Lkw, Wartburg, Steyr-Lkw, MZ, Moto Guzzi Airone, Lambretta Li125, Fiat 600D, Lada Niva, Opel Bitz 1,9 to und zwei Jaguar XJ. Diese bunte Mischung spiegelt sich im Programm von Karren wider.

Wichtig ist, dass es Spaß macht. Und nicht, dass es teuer ist. Und geschraubt wird selbstverständlich immer selbst. Das ist Karren!

Bücher machen mit und Bei Karren

„Das Verlagsgeschäft ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln“, sagte man mir neulich. Und ich dachte, das höre ich doch nicht zum ersten Mal?

Wie entstehen bei uns die Bücher, wie werden sie finanziert und produziert und wie setzen sich die Buchpreise zusammen? Da diese Fragen nicht nur für den Leser, sondern auch für unsere Autoren und Rezensenten spannend sein dürften, möchte ich die Antworten nicht hinter dem Berg halten. Sicher wird Ihnen vieles bereits bekannt sein, aber ich hoffe dennoch, manch einen neuen Aspekt über unsere Verlagsarbeit bieten zu können.

Das Manuskript

Am Anfang steht das Manuskript. In Vorgesprächen schätzen wir ab, ob eine Veröffentlichung inhaltlich und wirtschaftlich für uns sinnvoll ist. Wie viele andere Verlage bemühen wir uns um ein Programm, das sich von dem Mitbewerb abgrenzt. In unserem Fall suchen wir Kraftfahrzeug-Bücher, die weit in die Tiefe gehen oder sich als spannendes Nischenprodukt abseits der Masse behaupten können. Damit möchte ich keineswegs despektierlich über Automobilbücher sprechen, die sich in hohen Auflagen verkaufen – von solchen Verkaufszahlen träumen wir schließlich auch. 

Da die großen Buchhandelsketten einen wesentlichen Teil des Buchmarktes bestimmen und (fast) ausschließlich Automobil-Titel einkaufen, die ein möglichst breites Publikum ansprechen, gibt es dort wenig Platz für Besonderes. Bücher mit einem geringen Ladenpreis, bunten Bildern, wenig(er) Technik und besonders über bekannte Automarken und -modelle prägen das Sortiment. Diese Sparte wird bereits gut bedient.

Ist der Inhalt eher wissenschaftlich-technisch orientiert, die behandelte Marke vielleicht nur dem Eingeweihten bekannt oder der Buchpreis hoch, wird solch ein Titel eher nicht im Regal einer großen Buchhandlung stehen. Folglich müssen wir unsere Leserinnen und Leser über andere, beschwerliche Wege erreichen. Dass es die passende Leserschaft gibt, wissen wir aber genau, denn immerhin publizieren wir seit genau 20 Jahren kraftfahrzeughistorische Literatur.

MACHBARKEITSANALYSE

Wichtigster Faktor bei der Entscheidung, ob wir uns auf ein neues Abenteuer einlassen, ist zunächst einmal die Einschätzung der Autorin bzw. des Autors selbst. Wer sich über Jahre hinweg auf ein bestimmtes Thema einlässt, sollte schon wissen, warum er das tut und sein Publikum kennen.

Dann wäre da auch unser ganz eigenes Interesse von Gewicht. Ich als Verleger und Kenner der Szene entscheide auch aus meiner persönlichen Perspektive als Leser: Hätte ich dieses Buch gerne im eigenen Regal stehen? Was wäre es mir wert? Der Rest ist Erfahrung und Fingerspitzengefühl für den Markt. Aber letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen ein Manuskript und die Berechnung dessen potenziellen Erfolgs nichts weiter als pure Hellseherei.

Ich gehe an dieser Stelle davon aus, dass das Manuskript versiert und lesbar geschrieben ist, dass die Quellenlage gesichert und die Rechte geklärt sind. Auch wenn wir lektorieren können und werden, so müssen wir doch zugeben, dass wir zwar sprachlich ausgezeichnet mitarbeiten können, thematisch aber oft wenig Ahnung von der speziellen Materie haben, um die es im Manuskript geht. Das Buch, das wir gemeinsam machen wollen, gibt es ja noch gar nicht. Wie sollten wir also mehr wissen als der Autor?

 

Traurig, aber wahr: Die zu erwartenden Kosten sind das entscheidende Kriterium in höchster Instanz. Dabei spielt der Umfang an Text und Bild eine große Rolle. Und die Auflage, die gedruckt werden soll. Je höher die Auflage, desto weniger kostet das Einzelexemplar. Das kann sich positiv auf den Ladenpreis und den Verkaufserfolg auswirken. Niedrige Preise erreicht man nicht nur über die Menge, sondern auch über Sparmaßnahmen in der Buchausstattung, durch Druck und Bindung in China und über einen möglichst geringen Seitenumfang. Letztere Maßnahme verbilligt nicht nur die Produktion des Buchs an sich, sondern auch die Arbeit am Manuskript. Daher setzen manche Verlage – verständlicherweise – Beschränkungen in der Textlänge und lehnen Manuskripte ab, die sich nicht in höheren Auflagen verkaufen lassen. Und ganz ehrlich: Aus rein kaufmännischer Sicht ergibt es auch keinen Sinn, ein Buch zu veröffentlichen, das sich nicht kostendeckend verkaufen lässt. Kosten und Risiko wachsen proportional zur Reduktion der Auflage. Erscheint das Wagnis zu hoch, muss das Projekt abgelehnt werden. Es ist also selten die Entscheidung gegen ein Manuskript, sondern fast immer die Entscheidung für den Schutz des Verlags und seiner Mitarbeiterschaft.

HERSTELLUNG

Bevor ein Buch gedruckt werden kann, muss die sogenannte Phase der „Herstellung“ durchlaufen werden. Das bedeutet im Verlagsjargon: Korrektorat (Tippfehler ausmerzen) und/oder Lektorat (inhaltlich, fachlich und sprachlich korrigieren), Bildbearbeitung, Seitengestaltung/Layout (auch „Satz“ genannt), Umschlaggestaltung, Umbruchkorrektur (das finale Korrektorat im fertig gestalteten Buch) und Druckvorlagenherstellung (damit der Druck qualitativ hochwertig wird).

Diese vergleichsweise hohen Kosten entstehen noch bevor ein einziges Buch gedruckt werden kann und sind von der Menge, also der Höhe der Auflage, unabhängig. Hier entscheiden allein die Seitenzahl und die Menge der Abbildungen. Ein einfaches Korrektorat ist immer notwendig. Maximal fehlerfrei wird ein Buch aber erst nach einem doppelten Korrektorat, und oft wird ein Lektorat hinzugezogen, um auch stilistisch und inhaltlich fachlichen Rat ins Boot holen zu können. Wenn das Bildmaterial digitalisiert und bearbeitet werden muss, entstehen weitere nicht unerhebliche Kosten. 

Auch ein gutes Layout ist teuer, da zeitintensiv. Wir haben schon Bücher gemacht, bei denen wir fast fertig waren, aber feststellen mussten, dass das grafische Konzept nicht so gut aufging, wie wir es gerne gehabt hätten. Zum Beispiel, weil sich Bilder aus qualitativen Gründen nicht im gewählten Format abbilden lassen. Das zeigt sich bei aller Sorgfalt erst im laufenden Arbeitsprozess. Die Arbeit von Tagen, Wochen, Monaten muss dann wiederholt werden.

Vor dem Druck müssen Probedrucke (Proofs) und Korrekturabzüge gefertigt werden, die von Autor, Lektor und Verlag gegengelesen und freigegeben werden. Auch ganz zum Schluss sind mehrere Korrekturdurchläufe notwendig; die sogenannte Umbruchkorrektur.

Da der Prozess der Herstellung wirklich aufwändig und teuer ist, wird an dieser Stelle gerne gespart. Aber wäre es nicht schlimmer, wenn das Buch gar nicht erst erscheinen könnte? Man muss sich also auf allen Seiten größte Mühe geben und unter allen Umständen jeglichen Zeitdruck vermeiden. 

Titel, die bei uns erscheinen, werden erst ein Jahr nach Abgabe des Manuskripts fertig. Bei wirklich aufwendigen Projekten dauert es sogar noch länger. Der Grund ist einfach: Wenn es schnell gehen soll, müssen wir viele Aufgaben außer Haus geben. Diese Mehrkosten für externe Arbeit können den späteren Ladenpreis deutlich erhöhen.

 


 

Man kann verstehen, weshalb dieser enorme Aufwand gerne umgangen wird. Auch mit Microsoft Word lassen sich Bilder und Text irgendwie zusammenbasteln. Die Leserschaft allerdings wertet den Inhalt – ganz unbewusst – auch anhand der „Machart“ des Buchs. Eine ansprechende Verpackung verkauft manches Produkt gleich doppelt so gut. Und die Fachwelt (insbesondere Fachzeitschriften) vergeben für die Kriterien „Optik“ und „Lesevergnügen“ nicht ohne Grund extra Punkte.

Mit Stolz können wir behaupten, dass Karren-Publikationen seit Jahren wichtige Preise gewonnen haben und gewinnen. Es wäre nicht nur schade, an dieser Stelle zu sparen, es wäre sogar schadend.

DRUCK UND BINDUNG

Im Druck spielen nicht nur Faktoren wie Umfang (Seitenzahl), Format (Buchgröße), Farbe (Bilder in Schwarzweiß oder farbig) und Menge eine Rolle, sondern auch die Ausstattung. Ein fester Einband ist deutlich teurer als ein weicher, ein Schutzumschlag wie auch Lesebändchen oder das sogenannte Kapitalband beim Hardcoverkosten extra. Besonders preisintensiv ist gutes Papier. Glänzendes Bilderdruckpapier ist zwar billig, aber nicht schön und umweltschonend. Hochwertiges und dickes Papier kann die Druckkosten gut und gerne verdoppeln …

 

Segen und Fluch zugleich ist der Offsetdruck, also der „klassische“ Buchdruck. Er ermöglicht auf der einen Seite geringe Exemplarpreise, bringt auf der anderen aber hohe Grundkosten für Maschineneinrichtung und Druckvorlagen mit sich. Wenn die Druckmaschine erst einmal läuft, wird es Bogen um Bogen immer günstiger. Je nach Ausstattung lohnt der Offsetdruck ab 500 oder 1000 Exemplaren. Bei Special-Interest bzw. Nischenthemen gibt es nur den Digitaldruck als Alternative. Zwar mit  Einschränkungen in der Ausstattung, dafür aber zu akzeptablen Preisen und hoher Qualität bei kleinen Mengen. Und ganz wichtig: Im Digitaldruck kann immer wieder bedarfsgerecht nachgedruckt werden. Das ist ein enormer Vorteil, denn wenn eine Offsetauflage vergriffen ist und die Nachfrage für eine Neuauflage nicht mehr ausreicht, wird der Titel für den Leser auch langfristig nicht mehr verfügbar sein. Im Digitaldruck hingegen könnten wir unser Programm bis zum Ende aller Tage verfügbar halten.

VERTRIEB UND MARKETING

Ist das Buch gedruckt und gebunden, muss es an den Buchhandel respektive an den Leser gebracht werden. Dazu ist ein Großhandel notwendig, der die Bücher zentral lagert und bei Bestellungen (Einzelhandel, Onlinehandel, Veranstaltungen und Messen) innerhalb von 24 Stunden verpackt, versendet und später abrechnet. Das erwartet der Kunde. Leider gibt es Bücher, die zwar pünktlich an den Buchhandel geliefert, dort aber nicht verkauft werden konnten. Diese Bücher kehren auf Kosten des Verlags zurück und sind wegen des Hin und Hers meist beschädigt. Diese „Remittendenexemplare“ müssen vernichtet werden oder landen in unserer Bücherkiste für den preisreduzierten Direktverkauf bei Veranstaltungen. Es ist klar, dass diese Rückläufer Kosten verursachen, die von den anderen, erfolgreich verkauften Exemplaren abgefangen werden müssen.

Damit der Buchhändler und der Leser überhaupt wissen, dass es ein neues Buch gibt, sausen Vertreter durch das Land, zeigen bunte Prospekte und handeln Buchhandelskonditionen aus. Wir als Verlag verfassen dazu die Werbetexte, erstellen Buchansichten und Verteiler individuell für jedes neue Buch. Denn entscheidend für einen Erfolg sind die Rezensionen in der Fachpresse: Bei jeder Neuerscheinung versendet der Verlag eine stattliche Menge an – kostenlosen – Exemplaren an die Redaktionen und hofft auf positive Resonanz. Da der Buchhandel, wie anfangs geschildert, zögerlich bei teuren und speziellen Büchern ist, erreichen wir unsere Leser über Rezensionen viel besser, stets in der Hoffnung, dass eine positive Buchbesprechung zum Kauf animieren wird.

Ein paar Zahlen bitte

Der Verkaufspreis des Buches muss demnach all diese geschilderten, kostenintensiven, aber notwendigen Maßnahmen berücksichtigen. Nicht zu vergessen sind die Wünsche der Autorin/des Autors und des Verlags selbst. Beide möchten am Verkauf verdienen, letzterer zumindest sein investiertes Geld zurückbekommen. 

Herstellung, Auflagendruck, Bindung, Werbung und Vertrieb müssen unabhängig vom Verkaufserfolg als Fixum – also auflagenunabhängig – aufgefangen werden. Ist das Buch ein Ladenhüter, hat der Verlag nicht nur einen Fehler bei der Auswahl des Manuskripts gemacht, sondern auch sehr viel Geld verloren. 

Doch wie errechnet man einen Verkaufspreis, der das Risiko minimal und den Absatz maximal hält? Wie setzt sich der Ladenpreis zusammen?

  

Nehmen wir an, das schöne neue Buch wird von einem glücklichen Leser für 50,- € im Buchhandel erworben. Davon werden zwischen 30 % (Einzelhandel) und 50 % (Onlinehandel, besonders der mit A…) für den Buchhändler abgezogen.

Es verbleiben 25,- €. 

Vertreter und Großhandel (inklusive Verpackung, Porto, Lagerkosten und Rückerstattungen) kosten zusammen noch einmal rund 20 % des Verkaufspreises.

Es verbleiben 15,- €. 

Der Autor bekommt – je nach Vertragsvereinbarung – ca. 10 % des Verkaufspreises.

Es verbleiben 10,- € als Verlagsanteil.

Von diesen 10,- € müssen Druck und Bindung, Korrektorat, Lektorat, Layout und Werbung bezahlt werden. 

 

Nehmen wir weiterhin an, dass das Manuskript unseres Beispielbuchs 200 bis 300 Seiten hat. Dann dürfen wir für Druck und Bindung, Korrektorat, Lektorat und Layout gut und gerne eine höhere fünfstellige Summe ansetzen. Sagen wir einmal, das alles kostet den Verlag 20.000,- € (was realistisch ist). Bei den 10,- €, die uns nach Abzügen laut der oben genannten Beispielrechnung vom Verkauf bleiben, müssten 2000 Bücher verkauft werden, um zumindest „bei null“ zu landen. Dann hätten wir als Verlag noch keinen einzigen Cent für unsere Gemeinkosten verdient … Dem Autor hingegen würden wir bereits ein Honorar von 10.000,- € schulden.

 

Sollte es nicht möglich sein, alle 2000 Exemplare zu verkaufen, sondern weniger – hier sind wir wieder beim Glaskugellesen – muss der Ladenpreis dies entsprechend berücksichtigen. Bei 500 absetzbaren Exemplaren müsste unser Beispielbuch einen Verkaufspreis von 200,- € im Buchhandel haben, um die Kosten zu decken …  

 

Es ist also viel Erfahrung gefragt, um die jeweils passende Herstellung und Produktion zu finden, die den besten Kompromiss ermöglicht. Wir versuchen stets, jedes Buchprojekt möglichst preiswert, aber dennoch mit viel Liebe und Qualität herzustellen und nachhaltig zu drucken, verwenden gutes Papier und bieten gute Honorare für die Hersteller und unsere Autorinnen und Autoren. Gleichzeitig versuchen wir, durch eine eigene, interne Herstellung und passend geringe Auflagen Kosten zu sparen. Und ja, auch wir sind auf Menschen angewiesen, die unsere Arbeit schätzen und unterstützen. Es ist schön zu wissen, dass es Privatmenschen und Firmen gibt, die unsere Arbeit schätzen und zum Beispiel durch die garantierte Abnahme einer größeren Menge subventionieren. Mit diesem Engagement, dieser Hilfe und dem ein oder anderen Förderpreis schaffen wir es immer wieder, unmögliche erscheinende Projekte erfolgreich zu stemmen.

BRAUCHT MAN HEUTE NOCH VERLAG UND BUCHHANDEL?

Es gibt Autorinnen und Autoren, die – im Wissen um diese Problematik – auf „eigene Faust“ veröffentlichen. Wenn man den Buchhandel ausklammert und direkt verkauft, bleibt am Ende mehr in der Kasse … Das stimmt. Allerdings messen wir den Erfolg eines Buches nicht allein in klingender Münze, sondern in seiner Verbreitung. Unserer Meinung nach muss ein Buch über den Handel verfügbar sein, denn nur so können wir die meisten Leser erreichen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Interessenten automatisch im Buchhandel nachfragen, wenn sie von einem bestimmten Titel gehört haben. Der Buchhandel ist also nicht unser Feind, sondern ein Partner, der selbstverständlich am Erfolg beteiligt werden muss. Den Buchhandel zu erreichen ist allerdings nicht einfach, deshalb sind Erfahrung, bereits bestehende Vertriebswege und gute Geschäftsbeziehungen, wie sie etablierte Verlage bieten, nicht mit Gold aufzuwiegen. 

Bei besonders anspruchsvollen Projekten liegt das Geheimnis dieses Erfolgs unserer Ansicht nach in der Kombination beider Verbreitungswege: Der Autor verkauft über seine eigenen Kanäle (und wird entsprechend höher entlohnt), der Verlag über seine. So können wir gemeinsam unsere Kompetenzen voll ausschöpfen und die meisten Leser erreichen.

Unser Kooperationsmodell - eine kluge alternative

Richtig spannend wird es, wenn Autor und Verlag Projekte von Anfang an gemeinsam stemmen. Wenn wir unser Risiko teilen, können wir analog dazu auch den monetären Erfolg splitten. Solch ein Konzept haben wir schon oft und mit großem Erfolg angewendet und dadurch Buchprojekte ermöglicht, die für beide Seiten allein nicht umsetzbar gewesen wären.

 

 

Doch Vorsicht: Da ein Verlag im eigentlichen Sinne des Wortes „vorlegt“ und in das Werk eines Autors investiert, übernimmt er logischerweise die Rechte exklusiv für die Geltungsdauer des Vertrags. Er ist also allein entscheidend, trägt er doch das gesamte Risiko. Wird der Autor am finanziellen Risiko beteiligt, so muss sich das unserer Meinung nach auch in Vertrag und Honorar abbilden. Sollte man als Autor für eine Veröffentlichung bezahlen, könnte das schnell in eine Art „Zuschuss-Verlagsgeschäft" ausarten, vor dem ich an dieser Stelle warnen möchte. Entscheidend ist immer das, was im Vertrag abgebildet wird. Derjenige, der zahlt, entscheidet. Zahlen beide, entscheiden beide entsprechend der Risikoverteilung. Das ist ganz einfach.

FAZIT

Lassen wir die Zahlen einmal links liegen. Die Frage ist: Wenn das alles so schwierig ist, warum machen wir überhaupt Bücher? Ganz einfach, es ist wichtig, dass unser Wissen über historische Kraftfahrzeuge erhalten bleibt und verbreitet wird. Unsere Bücher sprechen zudem eine ganz besondere Leserschaft an. Wo sich viele immer häufiger ausschließlich über digitale Kanäle informieren, erfreuen sich die Freunde alter Technik in der Regel noch am Haptischen. Das gedruckte Buch – ist es zudem schön gestaltet – spricht die Sinne an. 

Die Arbeit macht zudem Freude. Und wir sind ganz schön eigennützig, denn wir machen Bücher, die wir selbst gerne kaufen und lesen würden. Wenn es diese Bücher im Handel noch nicht gibt, dann muss man eben dafür sorgen, dass es sie geben wird.

 

© Tom van Endert 2023